Brenizer Methode

Als ich nachschauen wollte seit wann mir diese Methode bekannt ist war ich erst einmal selbst überrascht- ohne viel Überlegen hätte ich mich auf sieben, acht Jahre versteift, tatsächlich ist das Verfahren bereits im Sommer 2007 von Daniel Buck beschrieben und ein Jahr später Ryan Brenizer zugeschrieben worden bzw. unter der Anfügung seines Familiennamens als Brenizer Methode bekannt geworden.
Auch ein Detail, welches ich erst erfuhr als ich für diese Vorstellung der Methode nach den Herkünften suchte.

Nun hat sich dieses Panorama-Verfahren unter der Bezeichnung Brenizer-Methode etabliert, da bleibe ich auch dabei, zumal man nur durcheinander kommen würde bei der eigenen Suche nach weiteren Erläuterungen oder Textbeispielen.

Worum geht es ?

Vorrangig um Bokeh, Unschärfevariationen, Arbeit mit geringer Schärfetiefe in der Portraitfotografie... das sind Begriffe die in diesem Zusammenhang fallen.
Aber auch der Begriff des Panoramas, und damit nähern wir uns den wesentlichen Dingen. Ich persönlich favorisiere diese Methode auch, wenn ich an festgelegter Sensorgröße der verwendeten Kamera vorbei größere Pixelzahlen anstrebe für eine mögliche Verwendung in höheren Druckgrößen beispielsweise.

Wenn wir ein Objekt, ein Motiv oder eine zu portraitierende Person in den Vorder-, Mittel- oder Hintergrund plazieren wollen, stellen wir gewünschtermaßen mit einem lichtstarken Objektiv dieses Motiv frei. Wir wissen, daß es Grenzen gibt- je weiter sich das Motiv von der Kamera entfernt, umso größer wird trotz lichtstarkem Objektiv die Tiefenschärfe, sie nimmt mit der Entfernung zu.
Das dem so ist kann Jeder nachstellen indem man einfach ein Halbportrait in einem mittleren Abstand von einer Person fertigt und anschl. dieselbe Person in voller Körperhöhe ablichtet, dazu muß diese Person weiter weg von der Kamera stehen. Da wir uns im gleichen Raum oder draußen an einem Ort mit unveränderten Hintergrund befinden sehen wir, wie sich die Darstellung des hinter der Person liegenden Hintergrundes verändert hat.

<Platzhalter für beschreibende Fotos>

Unser Motiv, die zu portraitierende Person haben wir erfolgreich und scharf abgebildet, aber die Trennung vom nunmehr deutlicher erkennbaren Hintergrund ist weniger gelungen. Stichwort Bokeh.

Was kann man tun, wenn man dennoch ein harmonisches Bokeh, einen "cremigen" ruhigen Hintergrund erreichen möchte ? Statt eines Objektives mit Offenblende 2,8 eines mit Offenblende f1,4 oder f1,2 kaufen- das ist ein teurer Weg, aber auch irgendwann ausgereizt und an der Zunahme der Tiefenschärfe mit zunehmender Entfernung kommen wir auch nicht vorbei ...

Das ist die Lösung- wir nutzen eine Normalbrennweite (50mm) oder mittleres Teleobjektiv in Offenblende bzw. dicht an dieser, stellen an der Kamera die Automatiken aus und wechseln zum manuellen Modus, stellen passende Blende und Zeiten ein und verschwenken die Kamera in einer Reihenaufnahme wie wir es vom Stitchen eines Panoramas kennen oder schneckenförmig um ein Motivzentrum (z.B.Gesicht) herum und lassen diese Daten später in einem Programm zusammenrechnen. Das kann in Photoshop erledigt werden (Merge) oder in anderen Prgrammen wie Lightroom, Affinity Photo und weiter, es gibt aber auch spezielle Panoramaprogramme, die sehr genau arbeiten oder Eingriffe in der Ausrichtung verwendeter Bildbereiche zulassen u.a.m.

Für ein erstes Beispiel habe ich statt einer Person und Gesicht einen im Vordergrund stehenden Obstbaumstamm ausgewählt. Mein erster Fehler war, ich hatte auf ein Stativ verzichtet und für eine schnelle Erledigung der Bildreihen freihändig gearbeitet, daher ergeben sich kleine Veränderungen im Hintergrund, die aber das Erklären der Methode nicht weiter stören ... Der zweite Fehler lag in der Auswahl eines in der Abbildungscharakteristik eigenwilligen Objektives, aber das Beispiel geht mit aktuellen modernen AF-Objektiv weiter und damit nutze ich diese Bildreihe, bis andere Bildbeispiele vorliegen.

So sieht die Einzelaufnahme mit einem alten Projektionsobjektiv 70mm f1,4 aus- ich bin durch die Chipgröße in der späteren Verarbeitung begrenzt und könnte mit den vorgegebenen 20 MP des Sensors eine bestimmte Plakatgröße erreichen.

Das ist die nach der Brenizer Methode entstandene verrechnete Bilddatei- man kann erkennen daß ich für die Betonung des Motives eine ähnlichen Beschnitt wählte, die Datei bietet aber nach allen Seiten mehr Platz und Bildinhalt. Und für den Fall daß Jemand annimmt ich wäre einfach nach hinten gegangen- das war nicht möglich, da ist ein Weidezaun mit Stacheldraht obendrauf ;)

Neben der Freistellung und Gestaltung des Hintergrundes- ich erreiche durch die Verrechnung mehrerer Aufnahmen (in diesem Fall waren es neun Dateien) statt 5184 Pixel für die längste Seite eines Einzelbildes Werte um 7000 Pixel und darüber hinaus, je nachdem welche Anzahl Einzelaufnahmen beteiligt ist und wie das zusammengefügte Bild verarbeitet und beschnitten wird.

Man kann in der über dem Bild liegenden Arbeitspalette links erkennen, wie aus den schneckenförmig um den Stamm entstandene Aufnahmen in Photoshop verrechnet werden, die schwarzweißen Vorschauen zeigen welche Bereiche Photoshop für das zu erstellende Panorama ausschneidet und verwendet. Das kommt mir entgegen, weil ich diese Aufnahmereihe mit einem alten Projektionsobjektiv 70mm Offenblende1,4 erstellt habe, wo es mir auch um die Darstellung der Charakteristik des Objektives geht.

Im Vergleich dazu die folgende Aufnahme, mit einem modernen Teleobjektiv ebenfalls bei 70mm Offenblende ( Panasonic Lumix G Vario 35-100 mm F2,8)

Nunja, hier zeigt sich das modernere Objektiv als farbintensiver, kontrastreicher, aber wir schauen mal auf den Hintergrund- wir können den Stamm freistellen und vom Hintergrund trennen.

Ein andere Bildbeispiel- leider hat sich auch hier wieder ein Fehler eingeschmuggelt- hier hatte ich eine Personengruppe auf mich zukommen sehen und statt abzuwarten legte ich gleich los und mußte einen ähnlichen Aufnahmepunkt für die Bildreihe suchen, daher weichen das Einzelbild und das Ergebnis unten am Sockel sichtbar ab.

Zuerst das Einzel/Vergleichsbild.

Hier die verrechnete Datei- ich hatte vom Gesicht ausgehend schneckenförmig weitere Aufnahmen gemacht. Und der Zugewinn an Bildfläche an allen Seiten wird erkennbar. Ebenso, wie durch die Kamerabewegung eine tonnenförmige Verzeichnung und Versatz eintritt.

Und hier das verrechnete Ergebnis, angenähert beschnitten für ein besseres Vergleichen mit dem Einzelausgangsbild- man beachte die Blätter im Hintergrund ;)

Ein Hinweis noch ;)

Da sich meine Bildstrecken um ca. 1/3 des Bildes überlappen, ist es möglich daß im Stitching Fehler auftreten- durch die Verkleinerung für Internet oder Forengrößen fallen solche Dinge weniger auf. Sichtbar wird es in jedem Fall bei Architekturaufnahmen (gerade Kanten, Farbflächen) oder bei größeren Druckausgaben. Daher sollte man das Verfahren durchaus üben, Motive und Bildstrecken wiederholen bzw. ein weiteres Mal aufnehmen und eine weitere Überlappung (1/2 des Bildes) ausprobieren.
Für den Fall, daß eine Reihe nicht richtig harmoniert und das Bild unfertig gestitcht wird, kann man auf eine weitere Bildreihe zurückgreifen- das ist einfacher und erfordert weniger Aufwand als Leute und Wetter und Belichtung (sonniges Wetter) erneut unter einem Hut zu bringen !

Wer sich weiter mit diesem Thema beschäftigen möchte, darf sich gern weiter umsehen- fündig geworden bin ich beispielsweise bei einem Anwender der sich Lichtrebell nennt oder bei neunzehn72, einer Website die sich vorrangig mit Fotografie beschäftigt oder hier bei einem Fotografen aus Berlin, Axel Lauer und Team.

Viel Spaß bei den eigenen Versuchen !